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Verhältnismäßigkeit bei Sicherheitsmaßnahmen
Aber.. aber… Security?!!
Vor Kurzem erreichte mich eine Anfrage, in deren Gesamtkontext ein Statement enthalten war, welches sinngemäß so lautete: “Das Passwort ist auf maximal 12 Zeichen beschränkt. Das ist mir zu unsicher. Bis diese Beschränkung aufgehoben wird oder mir ein sicheres Passwort mit 12 Zeichen einfällt, werde ich den Dienst nicht nutzen.”.
Und ja, Komplexitäts- oder Längenbeschränkungen für Passwörter machen keinen Sinn, darum geht es mir aber nicht. Auch nicht darum, dass ein 12-stelliges Passwort durchaus sicher sein kann, wenn es nicht gerade “Passwort1234” ist, oder etwas in der Richtung. Ein gutes Passwort muss einem auch nicht “einfallen”, wenn man einen Passwortsafe mit entsprechend komplexen Generator verwendet, aber das ist nebensächlich.
Nein, mir geht es ‑mal wieder- um die Einstellung zu Security. Viele Menschen aus dem technischen Bereich haben da oft eine eher binäre Sichtweise: entweder etwas ist sicher, oder eben nicht. Aber ohne zu beleuchten “sicher vor was?” oder “wie ist das gesichert?” bringt diese Klassifizierung nur wenig. Klar, der sicherste Server ist einer, der nicht am Strom hängt und in einem Endlager für radioaktive Materialien unter 50 Tonnen Zement begraben ist — super! Bei näherer Betrachtung ist das aller Wahrscheinlichkeit nach aber auch kein Server, der aktiv zur Wertschöpfung beim Kunden beiträgt.
Oder, ich drück’s mal anders aus. Wenn ein Diktator eines fernen Staates eine Villa bauen lässt, wird er Mauern haben wollen, Wachpersonal, Bewegungsmelder, Kameras, vielleicht sogar Stolperdrähte, Drohnen und Hunde. Für mein Gartenhäuschen brauche ich das nicht. Während diese Sichtweise in der analogen Welt üblicherweise akzeptiert wird (Gegenstimmen gibt es ja zu jedem Thema), wird Security in der digitalen Welt anders gesehen. Natürlich muss sie auch etwas anders betrachtet werden; alles, was am Internet hängt, ist von überall her angreifbar, und unser Diktator muss sich meist nur gegen lokalen Widerstand und amerikanische Geheimdienste schützen.
Trotzdem ist es einen Gedankengang wert abzuschätzen, wie der Aufwand zum Schutz einer digitalen Komponente im Verhältnis zu deren Wert steht. Auch die Vernetzung besagter Komponente ist da ein Thema — kann sie eventuell als Sprungbrett zu interessanteren Zielen genutzt werden, dann ist der Schutzbedarf sicher höher zu bewerten.
Auf den folgenden Punkt bin ich auch schon häufiger eingegangen, aber in diesem Kontext möchte ich ihn trotzdem wiederholen: Cyberangriffe verfolgen bestimmte Ziele. Natürlich sind emotionale, persönliche Ziele und Angriffe ein Teil davon; aber insgesamt ist die Lage anders als vor 15 Jahren. Soll heißen, der überwiegende Teil von Cyberkriminalität ist auf monetären Gewinn ausgerichtet, und nichts anderes. Kaum jemand verbrennt noch wertvolle Ressourcen, nur um ein “Kilroy woz here” auf eine gekaperte Webpräsenz zu posten. Es ist lukrativer, etwas anderes damit anzustellen — von Informationsdiebstahl über die Auslieferung von Malware an Kunden bis hin zu Ransomware-Erpressung.
Selbstverständlich muss alles, was am Internet hängt, grundlegend geschützt sein. Wie manche Geräte im IoT beweisen, oder ungepatchte Server, dauert es meist nicht lange, bis unsichere Geräte in böser Absicht von anderen Personen kontrolliert werden. Die Latte für diesen Grundschutz hängt auch höher als vor ein paar Jahren — aber man muss auch nicht jeden Dienst, jeden Webauftritt und jeden Server mit allen technisch möglichen Securitymaßnahmen überziehen. Das kostet nicht nur Geld, sondern — wenn richtig gemacht — bindet auch Ressourcen bei den Securityteams und SOCs, denn allen Auffälligkeiten sollte natürlich nachgegangen werden.
Was ich aber damit nicht zum Ausdruck bringen will ist, dass man sicherer ist, je weniger man diesen Auffälligkeiten nachgeht. Die Augen zu verschließen ist definitiv keine langfristig erfolgreiche Strategie. Mir geht es eher darum, dass man manche Risiken tatsächlich akzeptieren kann, wenn deren Eintrittswahrscheinlichkeit sehr gering ist und die betroffene Komponente eher unwichtig.
Dabei ist es wie immer wertvoll, die eigene Gefährdungslage (vielleicht mit Hilfe von externen Partnern) korrekt eingeschätzt zu haben, und nicht auf das schlechte Ratgebertrio “Angst, Unsicherheit und Zweifel” gehört zu haben.

Beschäftigt sich seit den späten 80ern mit Themen rund um Cyber-Security. Beruflich erfolgte die Fokussierung auf die Absicherung von Netzwerken sowie Bedrohungen aus dem Internet in 1999, mit Arbeitsplätzen in Schottland und Deutschland. Seit 2010 tätig für die DATEV in Themengebieten rund um Netzwerksicherheit und Internet-Security.

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