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Awareness der Mitarbeiter wichtiger Teil der Unternehmenssicherheit
Teil 2 — Beispielhafte Risikoanalyse nach ISO 31000:2018
In „Teil 1 — Auswirkungen der Pandemie auf die Awareness eines Unternehmens“, haben wir festgehalten, dass die Awareness der Mitarbeiter auch in Pandemiezeiten ein wichtiger Teil der Unternehmenssicherheit ist und dass eine Risikoanalyse aufzeigt, inwiefern laufende Prozesse angepasst werden müssen. Eine Risikoanalyse nach der ISO 31000, sieht in der Theorie wie folgt aus:
- Risikoidentifikation:
Ziel: Risiken finden, erkennen und beschreiben
Unter Berücksichtigung von: Ursachen und Ereignissen, Bedrohungen und Chancen, Verwundbarkeiten und Fähigkeiten, Auswirkungen und deren Einflüsse auf Ziele, etc.
- Risikoanalyse:
Ziel: Verstehen der Art des Risikos, dessen Eigenschaften und der Risikohöhe
Unter Berücksichtigung von: Wahrscheinlichkeiten und Auswirkungen sowie Art und Umfang, Wirksamkeit der bestehenden Steuerungen
- Risikobewertung
Ziel: Unterstützung von Entscheidungen, Vergleich der Ergebnisse der Risikoanalyse,
Entscheidung darüber, ob nichts weiter zu unternehmen ist, Optionen zur Risikobehandlung zu erwägen, weitere Analysen durchzuführen, bestehende Steuerungen aufrechtzuerhalten sind oder Ziele überdenkt werden müssen
- Risikobehandlung
Iterativer Prozess durch Formulieren und Auswählen der Risikobehandlungsoptionen, Planen und Implementieren der Risikobehandlung, Beurteilen der Wirksamkeit dieser Behandlung, Entscheiden, ob das verbleibende Risiko akzeptabel ist, falls dies nicht akzeptabel ist, Vornehmen weiterer Behandlung.
Wie so eine Risikoanalyse in der Praxis aussehen kann, haben wir im Folgenden beispielhaft dargestellt. Ausgangssituation ist der Monat März des Jahres 2020, als die Corona Pandemie noch in ihren „Startlöchern“ stand.
- Risikoidentifikation:
Risiko: Ansteckungsgefahr durch Corona
- Risiko: Inhalte zu den Themen Unternehmenssicherheit werden nicht mehr live in Form von Präsenzschulungen vermittelt und es gibt deshalb Verstöße gegen die Datenschutz- und Informationssicherheitsbestimmungen
- Risiko: Mitarbeiter wissen nicht wer ihre Ansprechpartner rund um die Themen Datenschutz und Informationssicherheit sind
- Risikoanalyse:
- Risiko: Ressourcenrisiko, da bei hoher Infektionszahl Mitarbeiter nicht mehr arbeiten können.
Folge: Arbeit bliebt liegen, Unternehmensziele und Umsätze werden nicht erreicht
- Risiko: Sicherheitsrisiko, da Mitarbeiter den richtigen Umgang mit Werten nicht mehr kennen und nicht wissen, wie sie sich im Arbeitsalltag richtig verhalten müssen.
Folge: Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit von Informationen und Daten sind nicht mehr gewährleistet, Angriffe durch Social Engineering, Hacking, Viren, Trojaner etc. sind leichter möglich.
- Risiko: Kommunikationsrisiko, da neue Mitarbeiter ihre Ansprechpartner normalerweise bei den Einführungsveranstaltungen kennenlernen und live sehen
Folge: Anfragen werden an falsche Abteilungen oder vielleicht auch gar nicht versendet. Dadurch verspätet sich die Rückmeldung bzw. es gibt keine.
Die Eintrittswahrscheinlichkeit sowie die Schadenshöhe sind vom Unternehmen selbst zu bestimmen, da sie abhängig von der Risikomentalität des jeweiligen Unternehmens sind.
- Risikobewertung
- Risiko: Eingreifen notwendig, es müssen Alternativen zum Arbeiten in der Firma erarbeitet, reibungslose Kommunikation sichergestellt und Hardware beschafft werden
- Risiko Eingreifen notwendig, es müssen Alternativen zu Präsenzschulungen für das Thema Datenschutz und Unternehmenssicherheit erarbeitet werden
- Risiko Eingreifen nicht notwendig, da Ansprechpartner auch an anderen Orten, beispielweise dem Intranet, vermittelt werden
- Risikobehandlung
- Risiko: Mitarbeiter arbeiten mobil (Hotels, Alternativbüros) bzw. im Home-Office, Firma stellt Hardware sowie Kommunikationssoftware, beispielweise Skype oder Microsoft Teams, zur Verfügung.
Bei Tätigkeiten, bei denen eine Anwesenheit zwingend erforderlich ist (z.B. Betriebsschutz, Warenannahme, Gastronomie), müssen Hygienekonzepte erarbeitet werden. - Risiko: Umstellung des Live Konzeptes auf andere Formate, beispielweise Onlineschulungen, Lernvideos, Unterrichtsmaterial im Intranet
Alternative: Wenn das Risiko als gering bewertet wurde, besteht die Möglichkeit, die Schulung ganz ausfallen zulassen und mögliche Sicherheitsverstöße zu überwachen.
Abschließend ist festzuhalten, dass in den seltensten Fällen auf die Awareness verzichtet werden kann und somit Alternativen gefunden werden müssen. Die Pandemie stellt jedes Unternehmen vor Herausforderungen, auf die individuell reagiert werden muss. Die Durchführung einer Risikoanalyse ist dabei ein gutes Tool zur Unterstützung.

Jana Amthor arbeitet seit 2019 bei der DATEV eG. Sie ist als Referentin für Datenschutz und Informationssicherheit tätig. Schwerpunkte sind Awareness, ISO 27001 Zertifizierung und ISMS-Kennzahlensystem. Parallel studiert sie berufsbegleitend Business Consulting and Digital Management an der FOM.

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