Themen
Tipp des Monats
Machen Sie in nur zehn Minuten den IT-Sicherheitscheck von Deutschland sicher im Netz. Der Test liefert Handlungsempfehlungen, mit denen Sie die eigene IT-Sicherheitslage verbessern können.
Newsletter
Um neue Beiträge regelmäßig zu erhalten, können Sie hier unseren Newsletter abonnieren:
Worauf ist beim Einsatz von Tik-Tok zu achten?
Tik-Tok mit Tücken
TikTok. Die derzeit wohl erfolgreichste App für Videoclips, welche nicht länger als 15 oder wahlweise 60 Sekunden dauern, können auf TikTok vom Anwender erstellt und im sozialen Netzwerk der Plattform verbreitet werden. Das Start-Up gehört zum chinesischen Technologie-Konzern ByteDance und wurde 2016 vom Gründer Zhang Yiming aufgebaut. Während die Zielgruppe zunächst Kinder und Jugendliche waren, nutzen mittlerweile auch Unternehmen das neue Netzwerk für eigene Werbezwecke.
Doch die aktuelle Kritik an der App TikTok als „Datenkrake Made in China“ ist zwischenzeitlich laut und aus der Berichterstattung nicht mehr wegzudenken. Neben möglichen Datenschutzverstößen werden auch Vorwürfe im Zusammenhang mit Sicherheitslücken der App, fragwürdigen Moderationspraktiken (z. B. Zensur von Homosexualität, Menschen mit Behinderung, Alkoholkonsum) und auch Desinformationen (Fake-News) genannt.
Mehrere europäische Länder haben gegen TikTok bereits ein Verfahren eröffnet um zu untersuchen, ob sich das Unternehmen an die Regeln der Datenschutz-Grundverordnung hält. Dies mit besonderen Augenmerk auf die Verarbeitung personenbezogener Daten von Kindern. Auch das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz und der Bundesbeauftragte für Datenschutz plädieren dafür, mit dieser App äußerst vorsichtig umzugehen, da sie datenschutzrechtlich sehr kritisch zu bewerten sei.
Es sei zudem nicht sicher, welche Zugriffsmöglichkeiten der chinesische Staat auf Daten von ausländischen Nutzern hat. Gesetzlich ist es den chinesischen Behörden erlaubt, Unternehmen zur Kooperation zu verpflichten, sollte die nationale Sicherheit bedroht sein. Wann diese Sicherheit jedoch bedroht ist, entscheidet die chinesische Regierung selbst. In diesem Zusammenhang ist es somit nicht abwegig, wenn auch TikTok verpflichtet werden könnte, Daten herauszugeben.
Und die Liste der verarbeiteten Daten in der Datenschutzerklärung TikToks ist lang. Das Programm fragt massenhaft Daten ab, von der Hardwarekonfiguration des mobilen Endgeräts, bis hin zu anderen installierten Apps oder dem Namen des verwendeten WLANs und teilweise auch den per GPS ermittelten Standort. Dass verschiedene Apps Daten sammeln, um dem Anwender personalisierte Werbung auszuspielen, ist längst kein Geheimnis mehr. Bedenklich ist aber, dass TikTok auch die IMEI-Nummer (International Mobile Equipment Identity), eine 15-stellige Nummer, über die ein Gerät eindeutig identifiziert werden kann, trackt. Ein solches Tracking ermöglicht unter anderem eine beinahe lückenlose Feststellung dessen, was seit Inbetriebnahme des Geräts installiert wurde. Ebenfalls bleibt es in diesem Zusammenhang fraglich, warum es für TikTok relevant ist, die Bildschirmauflösung oder den jeweiligen SIM-Provider auslesen zu können.
Auch für Unternehmen kann die App ein mögliches Sicherheitsrisiko darstellen. Viele Mitarbeiter nutzen mobile Endgeräte, welche neben dem Unternehmenseinsatz vom Mitarbeiter auch privat genutzt werden können. Auch wenn Diensthandys mittlerweile zu einem wesentlichen Bestandteil im Geschäftsalltag geworden sind, fehlt Unternehmen jedoch häufig die nötige Aufmerksamkeit und mangelndes Fachwissen im Bereich IT-Security.
So wurde erst vor kurzem bekannt, dass TikTok bei iPhone-Nutzer:Innen Inhalte des Clipboards ausgelesen hat, welche in die Zwischenablage kopiert wurden. Über das Auslesen des Clipboards könnten sensible, private und sicherheitsrelevante Informationen wie Kommunikationen, Daten zu Accounts und Passwörter abfließen. Das Unternehmen beteuerte, dass dies an einer veralteten Software Development Kit gelegen habe, welche ausgetauscht wurde. Jedoch fiel Beta-Testern der iPhone-Betriebssystem-Version iOS 14 auf, dass das Clipboard weiterhin von TikTok ausgelesen wird. TikTok begründete das Auslesen in diesem Fall mit der Bekämpfung von Spamverhalten. Befinden sich sensible Firmendaten auf dem Handy des Mitarbeiters, besteht die Gefahr, dass diese Daten unbemerkt und ungewollt im Datentopf Chinas landen. TikTok kündigte diesbezüglich an, dies zukünftig zu ändern und eine neue Version der App einzureichen – welche möglicherweise sensiblen (Unternehmens-)Daten bereits ausgelesen wurden, ist nicht bekannt.
Dennoch hat TikTok angesichts des wachsenden Interesses der Behörden Gegenmaßnahmen ergriffen. Inmitten der Corona-Pandemie trug sich der chinesische Konzern Ende April erstmals ins Lobbyregister der EU ein. Weiterhin verpflichtete sich TikTok zu freiwilligen Maßnahmen gegen Desinformation. Mit diesen Schritten möchte der Konzern zeigen, dass er sich an die europäischen Spielregeln hält.
Ob man den Beteuerungen des Unternehmens dieses Mal Glauben schenken darf, wird die Zukunft zeigen.

Magdalena Nowak studierte Wirtschaftsrecht (LL.M.) an der Technischen Hochschule in Nürnberg und befasste sich während Ihrer Masterarbeit „Datenschutzrechtliche Herausforderungen für die vernetzte Automobilwelt“ intensiv mit Datenschutz und den Herausforderungen der Umsetzung der DS-GVO in der Praxis. Seit 2019 ist sie als Datenschutzreferentin in der Stabsstelle „Service Quality Management“ beim Bereichsvorstand Service und Vertrieb der DATEV eG tätig.

Neueste Kommentare