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Das Internet – ein Eldorado für Betrüger
Job-Scamming – Ihr (Alb)traumjob im Internet
Das Internet – ein Eldorado für Betrüger
Ist Ihnen im Internet schon einmal etwas begegnet, was zu schön klingt, um wahr zu sein? Das perfekte Angebot, der perfekte Partner oder der perfekte Job? In dieser Hinsicht sind die meisten von uns sensibilisiert. Es ist eher unwahrscheinlich, dass uns tatsächlich ein nigerianischer Prinz sein Vermögen hinterlassen will oder dass wir als 1000. Besucher der Website einen tollen Preis abstauben. Aber wie sieht es mit Sachen aus, nach denen wir aktiv im Internet suchen und dementsprechend euphorisch sind, wenn wir diese gefunden haben, wie beispielsweise unseren Traumjob oder unseren Seelenverwandten? Zum einen kann es natürlich sein, dass es das Leben einfach gut mit uns meint, jedoch könnten auch Betrüger für unser scheinbares Glück verantwortlich sein.
Love-Scamming
Die Methode des Love- oder Romance-Scamming ist mittlerweile einigermaßen bekannt, weshalb ich hier nur kurz darauf eingehen werde. Über Partnerbörsen bzw. soziale Netzwerke lernt man seinen scheinbaren Traumpartner kennen, mit dem man nach einiger Zeit einen nicht geringen Grad an Intimität erreicht. Die Betrüger sind Profis, die tief in die Psyche des Opfers eindringen können und so ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Wenn dies erst einmal groß genug ist, braucht die „große Liebe“ angeblich dringend Geld, sei es für eine wichtige Operation oder aufgrund von Geldproblemen auf einer Geschäftsreise. Ist dies überwiesen, wird der Kontakt abgebrochen, oder sogar — besonders dreist — weiteres Geld gefordert.
Job-Scamming
Ganz anders, aber mindestens genauso raffiniert, gehen die Betrüger bei der Methode des Job-Scamming vor. Sie bedienen sich dabei oft tatsächlich existierender Stellenanzeigen bekannter Unternehmen, kopieren bzw. verfälschen diese und veröffentlichen sie auf Jobbörsen im Internet. Die Angebote klingen meist verlockend und sind kaum als „Scams“ zu erkennen. Anschließend wird der gesamte Bewerbungsprozess online durchgeführt, was auch nicht unüblich ist. Der vermeintliche neue Arbeitgeber bittet dabei unter anderem um die Übermittlung persönlicher Daten, ebenfalls nicht außergewöhnlich. Allein diese Angaben können aber missbraucht und somit zu Geld gemacht werden, jedoch hört der Betrug hier selten auf. Oft wird noch eine Überweisung gefordert, sei es für eine Vermittlungsgebühr oder für eine für den neuen Job notwendige Software.
Auf eine weitere perfide Methode im Rahmen des Job-Scamming, vor der das LKA Nordrhein-Westfalen ausdrücklich warnt (https://lka.polizei.nrw/artikel/job-scamming), werde ich im Folgenden ausführlicher eingehen.
Kontoeröffnung durch VideoIdent im Rahmen des Job-Scamming
Hierbei wird das Opfer aufgefordert, mittels VideoIdent seine Identität zu bestätigen. Dieses Verfahren ist seit 2016 von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) genehmigt und wird vor allem von Banken für die Erstellung von Online-Konten, aber auch für andere Internetgeschäfte wie beispielsweise das Abschließen eines Mobilfunk-Vertrages genutzt. Im Gegensatz zum klassischen PostIdent kann man sich bequem von zuhause ausweisen, hierfür benötigt man nur eine funktionierende Webcam, eine stabile Internetverbindung sowie gute Lichtverhältnisse. Man erhält dann von der Bank bzw. seinem jeweiligen Partner — meistens per E‑Mail- einen Link, der zu einer unabhängigen und sicheren Seite wie zum Beispiel IDnow (weitere Informationen: https://www.idnow.io/de/produkte/idnow-videoident/) führt. Dort öffnet sich ein Videochat, in dem man von einem Mitarbeiter der von seinem Partner ausgewählten Identitätprüfungsplattform durch die notwendigen Schritte geführt wird. Man muss nur sein Gesicht und seinen Personalausweis gleichzeitig in die Kamera halten und am Ende gegebenenfalls einen per SMS oder E‑Mail erhaltenen Sicherheitscode bzw. eine Tan eingeben, um seine Identität zu bestätigen. Dieses Verfahren gilt als relativ sicher, das Risiko eines Hackerangriffs kann jedoch nie zu 100 % ausgeschlossen werden.
Soviel erst einmal zur Funktionsweise von VideoIdent, doch wie nutzen die Betrüger dieses zu ihrem Vorteil? Sie behaupten, dass die Erstellung eines Kontos notwendig für die Identifikation des Bewerbers sei, es danach jedoch unverzüglich gelöscht werde. Ein Konto auf den Namen des Opfers wird dann tatsächlich erstellt, jedoch nicht mit dessen, sondern mit gefälschten Kontaktinformationen, sodass die Täter nach der erfolgten Legitimation durch VideoIdent darauf Zugriff haben. Abhängig davon, wie das Konto dann genutzt wird, muss der Geschjädigte dann mit exorbitanten Ausgleichszahlungen rechnen.
So genial die Methode auch ist, ihr Erfolg hängt von der Naivität des Opfers ab. VideoIdent wird zwar tatsächlich in Bewerbungsprozessen genutzt, man wird jedoch niemals aufgefordert, ein Konto zu erstellen. Bei Bewerbungen, die ausschließlich online ablaufen, ist ohnehin Vorsicht geboten, sobald auch nur die geringsten Unregelmäßigkeiten auftreten, ist eine Rückversicherung beim vermeintlichen Arbeitgeber unabdingbar. Falls man doch einmal in die Falle getappt sein sollte, sollte man sofort das Konto sperren lassen und – wie immer, wenn man Fremden seine Daten gegeben hat — die Polizei informieren.
Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass Sachen, die zu schön sind, um wahr zu sein, meistens auch nicht wahr sind. Im Internet ist es essentiell, immer wachsam zu sein und sich rückzuversichern. Man kann im Internet tatsächlich seinen Traumjob oder seinen Seelenverwandten finden, jedoch sollte vor lauter Adrenalin der gesunde Menschenverstand nicht ausgeschaltet werden.

Christopher Strehl studiert seit 2017 International Business Studies an der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg. Seit Oktober 2019 ist er bei der DATEV eG als Praktikant im Bereich Informationssicherheit, Schwerpunkt Risikomanagement tätig.

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