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Cyberkriminalität IST ein unternehmerisches Risiko
Um belastbare Erkenntnisse zur Verbreitung von Cyberangriffen gegen Unternehmen, den Folgen und möglichen Risiko- und Schutzfaktoren zu gewinnen, wurde das Forschungsprojekt „Cyberangriffe gegen Unternehmen“ initiiert. Das Projekt wurde vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. (KFN) in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum L3S der Leibniz-Universität Hannover durchgeführt. Die Förderung erfolgte im Rahmen der Initiative „IT-Sicherheit in der Wirtschaft“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie sowie über eine Zusatzförderung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers und der VHV-Stiftung.
Das Projekt umfasste eine repräsentative Unternehmensbefragung von 5.000 Unternehmen im Zeitraum August 2018 bis Januar 2019. Befragt wurden 1.000 kleine Unternehmen mit 10–49 Beschäftigten, 3.000 mittleren Unternehmen mit 50–499 Beschäftigten sowie 500 große Unternehmen ab 500 Beschäftigten. Zusätzlich wurden weitere 500 Unternehmen der Daseinsvorsorge (z.B. Energie- und Wasserversorgung, Gesundheitswesen, Verkehrsbetriebe) und verschiedener Größe miteinbezogen. Nun liegt der Bericht des Forschungsprojektes vor.
Wer ist von Cyberangriffen besonders betroffen
Dem Bericht zufolge waren etwa zwei Fünftel der Unternehmen in den letzten zwölf Monaten von mindestens einem Cyberangriff betroffen. Berücksichtigt man die gesamte Vergangenheit erhöht sich der Anteil sogar auf rund zwei Drittel (65 %). Dabei ist festzuhalten, dass große Unternehmen in der Regel aufgrund ihrer organisatorischen, personellen und technischen Komplexität ein höheres Risiko für Cyber-Attacken haben. Allerdings bedeutet diese Nachricht keine generelle Entwarnung für kleine und mittlere Unternehmen. Denn unter bestimmten Voraussetzungen kann sich ein ähnlich großes Risiko für Vorfälle entwickeln wie bei großen Unternehmen. Zu solchen Voraussetzungen zählen die Existenz von mehreren Standorten, im In- und Ausland, der Export von Gütern bzw. Dienstleitungen, aber auch Besonderheiten des Unternehmens wie z.B. besondere Herstellungsverfahren, besondere Produkte oder Kundenkreise: „Kleine Unternehmen (10–49 Beschäftigte) mit Auslandsstandort(en) sind tendenziell sogar stärker betroffen als große Unternehmen (ab 500 Beschäftigte). Besondere Produkte, Herstellungsverfahren, Reputationen oder Kundenkreise wirken sich in ähnlicher Art und Weise aus.“ Spezifische Merkmale sind bei Cyberangriffen also entscheidender als die Größe der Unternehmen.
Angriffsarten und Kosten der Angriffe
Zu den häufigsten Angriffsarten auf Unternehmen zählen Phishing und der Einsatz sonstiger Schadsoftware. Die Höhe der direkten Kosten für Cyber-Angriffe konnte aufgrund fehlender Angaben bei ca. 1/3 der befragten Unternehmen nicht ermittelt werden. Bei den Unternehmen, die dazu Angaben gemacht haben, ergab sich ein Durchschnitt von rund 16.900 EUR direkte Kosten pro Angriff. Allerdings lagen die berechneten Gesamtkosten bei über drei Viertel der Unternehmen (78,0 %) unter 5.000 EUR und nur sehr selten bei 50.000 EUR und mehr (3,4 %). Auch wenn die Zahlen auf den ersten Blick nicht sehr beunruhigend wirken, muss berücksichtig werden, dass diese sich lediglich auf einen von möglicherweise mehreren Angriffen beziehen. Auch wurden hier alle Angriffsversuche einbezogen, die entweder verhindert werden konnten oder aber keinen großen Schaden verursacht haben. Gänzlich unberücksichtigt sind hier mögliche indirekte Kosten in Form von Umsatzverlusten aufgrund von Reputationsschäden oder erfolgreicher Produktspionage. Tatsächlich „können ‚erfolgreiche‘ Cyberangriffe gerade für kleine und mittlere Unternehmen ein bestandsgefährdendes Ausmaß annehmen.“
Schutzmaßnahmen und ihre Wirkung
Der Bericht konstatiert, dass fast alle Unternehmen technische Maßnahmen der IT-Sicherheit umgesetzt haben: regelmäßige Backups und deren physisch getrennte Aufbewahrung, aktuelle Antivirensoftware, regelmäßige und zeitnahe Installation verfügbarer Sicherheitsupdates und Patches sowie eine Firewall. Dennoch waren viele der Unternehmen von Angriffen betroffen. Für die die Verfasser des Berichts zeigt sich damit, „dass die Wirkung technischer Maßnahmen mit weiteren Faktoren zusammenhängt. Neben der Qualität, dem Reifegrad sowie der sachgemäßen Konfiguration und Wartung der technischen Maßnahmen dürften dazu ebenso die Frage des Designs, der Nutzbarkeit und der Einbindung in organisatorische Abläufe und Prozesse zählen: Lassen sich z.B. die mit technischen Maßnahmen verbundenen Verhaltensregeln problemlos einhalten bzw. in die jeweilige Arbeitspraxis sinnvoll integrieren, ohne dass die eigentliche Arbeit darunter leidet? Oder führen sie sogar zu Missachtung und problematischen Ausweichhandlungen bei den Beschäftigten?“ Tatsächlich sind laut Bericht organisatorische IT-Sicherheitsmaßnahmen weit weniger häufig umgesetzt, spielten aber bei Angriffen fast immer eine Rolle. Vor allem Unternehmen, die ihre Richtlinien zur IT-Sicherheit und zum Notfallmanagement kontrollieren und Verstöße gegebenenfalls sanktionieren, waren deutlich seltener von Angriffen betroffen Unternehmen ohne Kontrollen und Sanktionen. Laut der Autoren kommt es „also nicht nur darauf an, entsprechende Richtlinien und IT-Sicherheitsmaßnahmen zu haben, sondern diese auch innerhalb der Unternehmen ‚zu leben‘.“
Der hier vorgestellte Bericht ist sowohl in einer langen Fassung sowie als Kurzversion abrufbar.

Dr. Klaudia Malowitz ist Referentin für Public Relation und Partnerschaften für die Transferstelle IT-Sicherheit im Mittelstand (TISiM) bei Deutschland sicher im Netz e.V.

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