Themen
Tipp des Monats
Machen Sie in nur zehn Minuten den IT-Sicherheitscheck von Deutschland sicher im Netz. Der Test liefert Handlungsempfehlungen, mit denen Sie die eigene IT-Sicherheitslage verbessern können.
Newsletter
Um neue Beiträge regelmäßig zu erhalten, können Sie hier unseren Newsletter abonnieren:
Datenschutz vs. Corona-App
Bluetooth und die Corona-App
Und? Schon installiert? Schon eine Warnung bekommen? Was installiert, welche Warnung? Na die Corona-App, was denn sonst!
Im Kampf gegen Covid19, umgangssprachlich auch Corona-Virus genannt, setzt die Regierung auch auf eine Lösung, bei der die Ausbreitung von Infektionen nachverfolgt werden kann, die „Corona-App“.
Idealerweise sollte daher jeder diese App auf seinem Smartphone installieren und auch benützen. Verschiedene Firmen und Institute haben die Corona-App hinsichtlich Sicherheit und Datenschutz überprüft und den Entwicklern bescheinigt, sie hätten dabei „einen guten Job gemacht“. Bei der App wurde sehr viel Wert auf eine sichere und anonyme Datenverarbeitung gelegt. Die Source-Code ist offengelegt, so dass auch Fehler schnell gefunden und behoben werden können. Die App ist also sicher?
Ja, aber wie sieht es mit Bluetooth aus?
Zur Kommunikation wird zwingend das Protokoll Bluetooth benötigt. In den letzten Jahren sind allerdings immer wieder Sicherheitslücken in Bluetooth bekannt geworden (Bluejacking, Bluebugging, Bluesnarfing, BlueBorne, BlueFrag, etc.), teilweise kritische Probleme, die Datenverlust oder Angreifern einen unerlaubten Zugriff auf das Smartphone ermöglichen. Das Problem dabei sind die vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten bei der Aktivierung von Bluetooth. Über Bluetooth kann nicht nur ein Lautsprecher (Audio) oder eine Maus (HID) angebunden werden. Bluetooth unterstützt fast 30 Protokolle (sog „Profiles“, z.B. HID, A2DP, AVDTP, GATT, BNEP, DUN, GAP, HOGP, L2CAP,OPP, PANU, SPP, usw). Viele Möglichkeiten — auch unbewusst — Daten zu verlieren oder Angreifern Zugriff auf das Gerät zu ermöglichen. Leider gibt es mit Bordmitteln dafür keine „Firewall“ also keine Möglichkeit diese Profiles auf bestimmte Klassen oder Anwendungen zu beschränken.
Also ist die Verwendung der Corona-App doch nicht sicher?
Bei genauerer Betrachtung sind viele der bekannt gewordenen Schwachstellen kein Problem von Bluetooth, sondern ein Problem der Hersteller. Die Bluetooth-Software in den Geräten, der sog. „Bluetooth-Stack“ wird und wurde oft fehlerhaft programmiert. Die Sicherheit von Bluetooth und damit auch die Sicherheit bei der Verwendung der Corona-App hängt davon ab, ob im Gerät eine bekanntermaßen fehlerfreie Software verwendet wird, also ob die notwendigen Sicherheitsupdates installiert sind.
Egal ob man nun ein Smartphone mit alter oder auch aktueller Software verwendet, man sollte dennoch zurückhaltend mit Bluetooth-Verbindungen umgehen, wenn nötig diese Verbindung nur in sicheren Umgebungen herstellen und sein Telefon nicht „mit allem und jedem“ koppeln. Bei dem „pairing“ (der Kopplung) mit irgendeinem Gadget schenkt man diesem Gerät sein Vertrauen. Und wer kennt schon alle Funktionen die so ein Bluetooth-Gadget hat?
Für die aktuellen Modelle gibt es Updates, die auch die bekannten Fehler im Bluetooth-Stack beheben. Was ist aber mit den Modellen, die vom Hersteller nicht mehr unterstützt werden? Für Geräte, die bisher kein Sicherheitsupdate erhalten haben oder erhalten werden, sollte daher die Bluetooth-Nutzung auf die dringendsten Fälle beschränkt werden.
Für die Corona-App muss ich kein Gerät koppeln, aber Bluetooth aktivieren. Ist dies nun ein „dringender Fall“ — installieren oder nicht installieren, das ist hier die Frage.
Sowohl bei aktuellen Modellen aber vor allem bei älteren Geräten gilt es abzuwägen was einem wichtiger ist, die Information über Corona-Kontakte oder der Schutz seiner Daten. Bei Geräten mit aktueller Software ist die Wahrscheinlichkeit eines Datenverlusts oder der Übernahme des Smartphones über Bluetooth durch einen Angreifer gering. Bei veralteter Software hingegen … aber das kennt man ja von Windows 7.
Ein Kommentar zu Bluetooth und die Corona-App
Schreiben Sie einen Kommentar

Dipl. Inf. (Univ); OSSTMM Professional Security Tester (OPST zertifiziert seit 2011). Roland Wagner ist seit 1999 bei der Datev im Umfeld Internetdienste und IT-Security tätig. Hier beschäftigt er sich hauptsächlich mit Sicherheitsuntersuchungen und IT-Forensik.

Danke für diesen tollen Blog. War sehr hilfreich für mich.