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Warum IT-Sicherheit im Mittelstand starke Partner und Netzwerke braucht
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat zu Jahresbeginn die Transferstelle für IT-Sicherheit im Mittelstand (TISiM) ins Leben gerufen. Diese wird von einem Konsortium bestehend aus DIHK, Fraunhofer Fokus und IAO, Hochschule Mannheim und Deutschland sicher im Netz (DsiN) als Konsortialführer betrieben.
Auf dem 1. Transferstellenkongress, der mit rund 200 digital dazugeschalteten Gästen auf großes Interesse bei Partnern aus Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft traf, wurde TISiM am 28. Mai vorgestellt. Als Leiterin der Transferstelle freue ich mich, dass das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, vertreten durch Herrn Thomas Jarzombek, MdB für Digitale Wirtschaft und Start-Ups, und weitere hochrangige Vertreter des Konsortiums sowie weiterer Partner unserer Einladung gefolgt sind, Ziele und Erwartungen an TISiM gemeinsam zu diskutieren.
Riesiger Nachholbedarf für IT-Sicherheit im Mittelstand
Zunächst ist noch einmal deutlich geworden, dass IT-Sicherheit gerade bei Selbstständigen und kleinen Betrieben mehr denn je eine Herkulesaufgabe ist. Diese sehen zwar – so Sofie Geisel, Mitglied der Hauptgeschäftsführung DIHK – sehr stark die Chancen, die die Digitalisierung ihnen bietet. Dabei wird dem Risiko, das mit der Digitalisierung einhergeht, nicht immer die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt.
In seinem Grußwort wies Thomas Jarzombek darauf hin, dass die Gefahren für jedes Unternehmen enorm sind: Haftung und Strafen bei Verstößen gegen die DSGVO, Reputations- und Imageverlust oder Patentrechtsverletzungen. Trotzdem ist es nicht immer einfach, die Investitionen in IT-Sicherheit oder deren genaue Höhe zu rechtfertigen, weil solche Investitionen keinen direkten Markterlös zur Folge haben.
Gleichzeitig sind heutige Bedrohungslagen, wie Prof. Dr. Manfred Hauswirth, Institutsleiter Fraunhofer Fokus betonte, tatsächlich sehr komplex, einzelne Unternehmen müssen zum Teil massiven Angriffen standhalten, allein bei Fraunhofer Fokus sind es 1000 bis 10.000 Angriffe pro Tag. Dabei verlangt diese Komplexität nicht nur technische Antworten, sondern auch Lösungen auf organisatorischer und administrativer Ebene.
Dass eine eher abwartende Haltung von Unternehmen in Bezug auf IT-Sicherheit keinesfalls als leichtfertige Verweigerung gesehen werden darf, wurde in dem kurzen Beitrag von Jan Bindig, Unternehmer und IT-Sicherheitsdienstleister, deutlich. Herr Binding verwies auf die mittlerweile sehr große Informationsflut im Bereich IT-Sicherheit, ebenso wie auf die breite Auswahl von sehr unterschiedlichen Angeboten. Eine solche Vielfalt an Informationen und Angeboten erzeuge bei den betroffenen Unternehmen eher Angst, als dass sie diese zu Handlungen befähigt, die ihr Unternehmen schützen.
Es bedarf passgenauer Lösungen
Zudem sind die Bedürfnisse von Unternehmen in puncto IT-Sicherheit auch sehr unterschiedlich. Es braucht daher in der Regel passgenaue Angebote. Dieses „Matching“ ist entscheidend, betonten Sofie Geisel sowie Dr. Alexander Barthel, Abteilungsleiter beim Zentralverband des deutschen Handwerks übereinstimmend. Gerade aber passende Angebote zu finden ist für kleine Unternehmen ohne eigene IT-Abteilung eine immense Herausforderung. Diese Rolle wird zukünftig TISiM übernehmen und Selbstständige, Freiberufler, kleinere Unternehmen sowie das Handwerk darin unterstützen, passgenaue IT-Schutzmaßnahmen zu finden und umzusetzen. Prof. Dr. Hauswirth fand in diesem Zusammenhang ein sehr passendes Bild:
TISiM ist wie ein praktischer Arzt erste Anlaufstelle, die einen ersten Check vornimmt, und dann an Spezialisten weiterleitet. TISiM bietet die Möglichkeit, existierende Services mit den Bedarfen passgenau zusammenzubringen und gleichzeitig aus den Unternehmen Feedback einzuholen, auch, wenn neue Sicherheitsbedarfe entstehen.
Dieses Matching ermöglicht der Sec-O-Mat, ein Tool, das eigens für TISiM entwickelt wird und dessen Aufbau im Rahmen des Kongresses ebenfalls vorgestellt wurde.
IT-Sicherheit braucht Vermittler
Neben der Vorstellung der Arbeitsweise von TISiM war für mich als Leiterin der Transferstelle und für DsiN als Konsortialführer noch ein anderer Aspekt für den Kongress sehr wichtig: das Aufzeigen von Kooperations- und Partnerschaftsmöglichkeiten. Warum dies für den Erfolg von TISiM von entscheidender Bedeutung ist, wurde in den Diskussionen ebenfalls deutlich. Partner werden einerseits Multiplikatoren, die die Angebote von TISiM in die Unternehmen hineintragen. Andererseits sind Partner immer auch Vermittler, d.h. Menschen und Gesichter aus bereits bekannten Strukturen – IHKs, Handwerkskammern, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer – Menschen, die Unternehmer bereits gut kennen und denen sie vertrauen. Denn, so betonte Sofie Geisel, den Übergang von einem „das sollte ich in Angriff nehmen“ zu „das mach ich jetzt“ triggert sehr häufig ein Mensch.
Daher wird die Transferstelle durch die Einrichtung von 80 Anlaufstellen bei ihren Partnern eine bundesweite Unterstützer-Infrastruktur aufbauen, die es Selbständigen sowie KMUs und Freiberuflern erlaubt, sich in persönlichen Gesprächen zu informieren. TISiM wird darüber hinaus mit lokal verankerten Vermittlern zusammenarbeiten, die maßgeschneiderte Lösungen direkt in die Unternehmen bringen können.
Deshalb auch an dieser Stelle von meiner Seite der Appell an Sicherheitsinitiativen und ‑dienstleister, an Wissensvermittler, Unternehmensnetzwerke und Forschungseinrichtungen: Machen Sie gemeinsam mit uns den Mittelstand sicher.

Sandra Balz ist seit April 2020 Leiterin der Transferstelle IT-Sicherheit im Mittelstand (TISiM).

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