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Home-Office und Virtuelle Präsentationen
Virtuelle Präsentationen in Zeiten von Corona
Wenn man nur oft genug vor teilweise kritischem Fachpublikum präsentiert, lernt man unterwegs meist den ein oder anderen Trick. Sei es das Lesen des Raumes und der Stimmung der Zuhörerinnen, der Einsatz von Körpersprache, Gestik und non-verbaler Kommunikation oder auch nur, freundliche Gesichter in der Menge zu suchen, um die Nervosität klein zu halten.
Das funktioniert üblicherweise auch prima, und meistens kann ich gleich am Anfang einer Präsentation das Eis schon brechen. Klar gibt es immer Personen im Publikum, die sich mit dem Handy oder Rechner beschäftigen, einschlafen oder früher gehen — aber das ist in den seltensten Fällen ein Indikator, sondern einfach eine Tatsache des modernen, vernetzen Lebens. Zumal die Zuhörerinnen ja meistens freiwillig anwesend sind und in vielen Fällen die Wahl haben, welchen Vortrag sie sich auf einer Konferenz mit mehreren Tracks anhören.
Vor ein paar Wochen fand der CiderSecurity Con statt; eine Konferenz am Wochenende vor der TROOPERS in Heidelberg, allerdings preislich auf die Community und Studenten ausgelegt. Aufgrund der ganzen Lage mit COVID-19 war es ein Krimi, wie und ob die Konferenz stattfinden würde. Am Freitag davor, weniger als 24 Stunden, hat das Technoseum Mannheim (der Veranstaltungsort) die Veranstaltung storniert. Zum Glück sind die Veranstalter, Teilnehmerinnen und Rednerinnen aber alles Techies und so wurde der Con kurzerhand virtualisiert — mit Livestream und Videokonferenztools.
Auf der technischen Seite hat das prima geklappt. Aber lassen Sie mich ein paar Dinge aufführen, die für mich definitiv nicht geklappt haben bzw. die man bei virtuellen Präsentationen beachten sollte:
1. Gestik und Körpersprache
Egal, auf wie vielen Seminaren zur Verbesserung von Gestik und Körpersprache für Präsentationen man sich weitergebildet hat, es ist komplett für die Katz’. Mit ein bisschen Glück ist man neben den Folien der Präsentation als Bildchen im Scheckkartenformat im Livestream zu finden, und da auch nur, was die Webcam sieht: meistens das Gesicht und ein bisschen Schultern sowie die Zimmerdecke. Oder der nette Zoom-Hintergrund, der in der Größe auch vernachlässigbar wird.
2. Gags und Anekdoten
Kennen Sie das? Ein einigermaßen Fremder — vielleicht ein Verwandter, den Sie nur alle heilige Zeit zu Opas Geburtstag sehen — erzählt Ihnen eine Geschichte, die ihm oder ihr passiert ist. Ihnen fehlt aber der Kontext, um zu beurteilen, ob das eine komische oder tragische Geschichte wird (die beiden Varianten trennt meistens ja auch nur die Zeit). Um Ihrerseits zu lächeln oder besorgt zu gucken, studieren Sie meist unbewusst die Körpersprache und non-verbale Kommunikation Ihres Gegenübers: ist er oder sie sichtlich aufgewühlt, oder hält die Person ein Lachen zurück? Non-verbale Kommunikation macht einen großen Teil des Informationsinhalts aus.
Bei Videokonferenzen kommt sie überhaupt nicht rüber. Ich habe das in dem Vortrag bei der CiderSec zweimal schmerzlich festgestellt, und von da an auf dieses Stilmittel komplett verzichtet. Bonusproblem: selbst *wenn* Sie die non-verbale Kommunikation, den Gag oder die Anekdote exakt so rüberbringen, wie Sie das dachten, haben Sie keinerlei Feedback vom Auditorium, ob es Ihnen wirklich gelungen ist. Lachen, oder so. Die sind üblicherweise nämlich alle stummgeschaltet.
3. Is there anybody out there?
Stellen Sie sicher, dass irgendjemand, vielleicht über einen Kanal wie Smartphone, Ihnen signalisieren kann, wenn technisch etwas nicht funktioniert. Sie werden das üblicherweise nicht merken, wenn Sie im Fluss sind. Auch die Frage, ob man einen, zehn, hundert oder 10000 Zuhörer hat, kann in den seltensten Fällen beantwortet werden. Naja, für Leute mit Lampenfieber ist das vielleicht kein Nachteil.
4. Beteiligung des Publikums
“Kurzes Handzeichen, bitte — wer von Ihnen hatte in den letzten fünf Jahren Probleme mit einem Cyberangriff?” — ja, genau, viel Glück mit der Auswertung der Rückmeldung. Vor örtlich vorhandenem Publikum reicht ein Blick, um so etwas auszuwerten; und häufig ist “audience participation” in der einen oder anderen Form ja auch ein Stilmittel, um das Publikum bei Laune zu halten. Das Ergebnis interessiert eigentlich nicht immer. (Sollten Sie auf Grund dieser Offenbarung geschockt sein: sorry! Natürlich ist Ihre Antwort wichtig und wird von den jeweiligen Referentinnen und Referenten akribisch im photographischen Gedächtnis festgehalten, um von dort aus Einfluss auf wichtige Studien zu nehmen).
Mit ein bisschen Glück gibt es einen Live Chat, in dem sich die Zuhörerinnen und Zuhörer äußern können und Fragen stellen dürfen. Sie als Referent haben aber wahrscheinlich auf einem Bildschirm Ihre Präsentation im Vordergrund, auf einem zweiten den Präsentationsmodus… und klar, auf einem dritten Bildschirm den Livestream inklusive Chat, den Sie während der Präsentation mitlesen können. Wenn dem so ist, beneide ich Sie. Ich kann es nicht, gleichzeitig ohne jedes Feedback eines Live-Publikums eine Präsentation halten und dann nebenbei noch einen Chat mitverfolgen; aber dafür sollte es ja Moderatorinnen und Moderatoren geben, die Ihnen zur Seite stehen.
Fazit:
Wenn Sie virtuell präsentieren, überarbeiten Sie Ihre Präsentation vorher und arbeiten alle Kernbotschaften so deutlich heraus, dass Sie auch ohne Video von Ihrer Person — also nur mit Audio und den Folien — transportiert werden können. Reduzieren Sie die Inhaltsvielfalt ein wenig und wiederholen Sie sich ruhig bei den wichtigen Punkten. Bleiben Sie bei den best practices für Folienvorträge und lesen nicht einfach die Folien vor; das ist bei virtuellen Präsentationen ein sicherer Weg, um Aufmerksamkeit zu verlieren.
2 Kommentare zu Virtuelle Präsentationen in Zeiten von Corona
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Beschäftigt sich seit den späten 80ern mit Themen rund um Cyber-Security. Beruflich erfolgte die Fokussierung auf die Absicherung von Netzwerken sowie Bedrohungen aus dem Internet in 1999, mit Arbeitsplätzen in Schottland und Deutschland. Seit 2010 tätig für die DATEV in Themengebieten rund um Netzwerksicherheit und Internet-Security.

ausgezeichnete Kurzfassung der Probleme beim erstmaligen Antritt zu dieser im Verhältnis neuen Form der Webinare, ich danke
Das macht doch nix es ist doch nur die Klarheit und Wahrheit es gibt nix zu Verstecken LG Arnold