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Mein Handy spioniert mich aus!
Handy als Spion
Handy als Spion
Mein Handy spioniert mich aus! Dass dies nicht nur eine Verschwörungstheorie von einigen phantasievollen Mitmenschen ist, weiß man spätestens seit das Sicherheitsunternehmen Kaspersky Lab die Software „Skygofree” in Mobiltelefonen entdeckt hat. Obwohl erst Anfang dieses Jahres veröffentlicht, soll die Malware bereits seit 2014 aktiv sein. Durch ständige Weiterentwicklung kann das „Werkzeug” inzwischen Whatsapp und SMS mitlesen, Kamera und Mikrofon heimlich einschalten und auch den Standort des Gerätes an den Angreifer übermitteln. Bei manchen Handys ist auch eine komplette Fernsteuerung des mobilen Gerätes möglich. Außerdem bleibt sie auch aktiv, wenn der Bildschirm ausgeschaltet ist.
Wenn Sie nicht von Skygofree betroffen sind, dann mag das vielleicht daran liegen, dass die Malware aus Italien stammt und es laut Kaspersky Lab bisher mehrere Opfer in Italien gibt. Zudem müssen Sie sich, damit sich Skygofree aktiv wird, ein „Update zur Verbesserung der Mobilgeschwindigkeit” manuell herunterladen und installieren. Und das auch noch von einer Webseite, die von den Angreifern den Webseiten von führenden Mobilfunknetzbetreibern nachgeahmt wurde. Also alles sehr unwahrscheinlich, dass mein Smartphone davon betroffen ist? Nun, zumindest bei dieser Malware, die bekannt geworden ist.
Aber es muss ja nicht immer Malware sein, die uns belauscht. Es gibt auch eine ganz legale Möglichkeit für das Handy die Umgebung abzuhören. Zumindest behauptet dies das Startup-Unternehmen „Alphonso” aus den USA. Ihr Geschäftsmodell besteht darin spezielle Software in Apps aus den Bereichen Gaming, Messaging und Social Apps zu integrieren, um über das Mikrofon des Smartphones die Werbespots und Sendungen zu identifizieren, die der Anwender gerade im TV schaut. Diese Daten werden dann mit den Standortdaten des Handys an die Firma übermittelt um „zielgruppenorientiertes Marketing” zu ermöglichen. Laut Aussage des CEO von Alphonso gibt es bereits 1000 ganz legale Apps, in denen die „Lausch-Software” enthalten ist. Bei zahlreichen der betroffenen Apps sind Kinder die Zielgruppe. Die Firma „Silverpush” überwacht mit einer ähnlichen Technik bereits seit 2015 inzwischen ca. 18 Millionen Smartphones. Weitere Firmen ziehen nach und arbeiten an ähnlichen Geschäftsmodellen. Ob dies wirklich legal ist und auch den Vorschriften der US-Regulierungsbehörde FCC entspricht – wie der CEO von Alphonso behauptet — ist nicht so ganz klar. Die Firmen verweisen auf ihre Homepages in denen diese Sammlung von Daten ausführlich beschrieben ist. Nur kennt kaum ein Nutzer der betroffenen App diese Info-Seite, denn viel wissen ja nicht einmal, dass in der installierten App neben der eigentlichen Funktion noch „Zusatzfunktionen” enthalten sind. Für die Firma Vizio hat die Idee Nutzerdaten zu sammeln und zu verkaufen jedenfalls zu einem Vergleich vor Gericht und zu einer Zahlung von 2,2 Millionen Dollar geführt. In den von der Firma verkauften Smart-TVs war Zusatzsoftware enthalten, die ohne Wissen der Benutzer Inhalte und persönlichen Daten an die Server von Vizio gesendet hat.
Wie es mit Alphonso und den anderen Firmen mit ähnlichen Geschäftsmodellen weitergeht ist noch unklar. Die amerikanische Datenschutzorganisation Center for Democracy and Technology (CDT) warnt zumindest in Amerika vor solchen Methoden. Beim BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) findet man eine Warnung zu dem Thema bei der Verwendung von Smart-TVs. Im IT-Grundschutzhandbuch und in den Broschüren zu mobilen Geräten wird vor vielen verschiedenen Angriffsmöglichkeiten und Malware für Smartphones jedoch nicht vor der Datensammlung durch legale Apps gewarnt. Hier sollte man vor allem einen der letzten Punkte beim „Überblickspapier Smartphones” beachten: „… Wenn Anwendungen installiert werden, sollten diesen nur die Rechte eingeräumt werden, die unbedingt erforderlich sind…”.
Wenn man erst einmal die Firma Alphonso gefunden hat, findet man dort vielleicht auch den „opt-out-guide”, in dem beschrieben ist wie diese Rechte bei Android oder Apple Geräten gesetzt werden müssen, um den „Lauschangriff” zu verhindern.

Dipl. Inf. (Univ); OSSTMM Professional Security Tester (OPST zertifiziert seit 2011). Roland Wagner ist seit 1999 bei der Datev im Umfeld Internetdienste und IT-Security tätig. Hier beschäftigt er sich hauptsächlich mit Sicherheitsuntersuchungen und IT-Forensik.

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