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Tipp des Monats
Machen Sie in nur zehn Minuten den IT-Sicherheitscheck von Deutschland sicher im Netz. Der Test liefert Handlungsempfehlungen, mit denen Sie die eigene IT-Sicherheitslage verbessern können.
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Ohne Computer und IT geht heutzutage nichts mehr
IT-Sicherheit muss gelebt werden
Längst nicht jedes Unternehmen ist auf das digitale Risiko vorbereitet. Gerade in kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) fehlen oft Zeit und Personal und manchmal auch die notwendige Einsicht, um Vorkehrungen für eine angemessene IT-Sicherheit zu treffen. Nicht selten hören wir in den Workshops von Deutschland sicher im Netz (DsiN): Wer solle sich die Arbeit machen, unseren kleinen Betrieb anzugreifen?
Dieser „gute Glaube“ hält aktuellen Erkenntnissen nicht stand. Der aktuelle Lagebericht des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI 2017) zeigt, dass insbesondere kleine Unternehmen und Handwerksbetriebe in das Visier von Cyberkriminellen geraten sind. Dies gilt insbesondere für die wachsende Gefahr durch Verschlüsselungstrojaner – sogenannte Ransomware –, die Firmenrechner befallen und den Zugriff auf Daten und/oder Systeme versperren. Durch die Presse gingen im letzten Jahr vor allem die Erpressersoftwares „Locky“, „WannaCry“ und „TeslaCrypt“. Diese Varianten von Software verschlüsseln Rechner und Daten, so dass der Eigentümer sie nicht mehr nutzen kann. Dann fordern die Erpresser ein Lösegeld. Eine Katastrophe für viele Betriebe!
Laut BSI Lagebericht war Ransomware in 2017 die maßgebliche Quelle für Schadprogramminfektionen. Bei jedem fünften betroffenen Unternehmen kam es zu einem erheblichen Ausfall von Teilen der IT-Infrastruktur und 11 Prozent der Betroffenen erlitten einen dauerhaften Verlust wichtiger Daten. Um es noch konkreter zu machen: 2016 legte „Locky“ in einem Unternehmen im bayerischen Hohenlinden 30 Rechner lahm (auch der DsiN-Blog berichtete bereits über Locky, WannaCry und Co.). Allein die Anschaffungskosten für die neue Hardware beliefen sich auf 30.000 Euro. Die Kosten für Umsatzeinbußen, Verlust von Kundendaten, mittel- und langfristige Reputationsschäden sowie Haftung durch möglicherweise verursachte Fremdschäden noch nicht eingerechnet. Für einen kleinen Betrieb kann ein Schaden dieses Ausmaßes schnell existenzbedrohend werden. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Bis zu 300.000 neue Varianten von Schadprogrammen befallen Rechner weltweit – täglich.
Hinzu kommen digitale Manipulationsversuche bei Mitarbeitern, um Unternehmen anzugreifen. Die sogenannte „Chefmasche“ – auch bekannt als „CEO-Fraud“ oder „Fake President“ – ist eine Spielart des sogenannten Social Engineerings. Angreifer geben sich als hochrangige Manager des Unternehmens aus und fordern Mitarbeiter meist per E‑Mail auf, hohe Geldzahlungen vom Firmenkonto zu tätigen. Der Schaden ist inzwischen so groß, dass BSI und BKA explizit vor dieser Betrugsmasche warnen.
Vielen Cyberangriffen ist gemein, dass Kriminelle menschliche Schwächen geschickt ausnutzen. Daher sind Mitarbeiter ein ideales Eingangstor für Angreifer und werden häufig als größte Schwachstelle in der IT-Sicherheitsinfrastruktur bezeichnet. Das heißt in der Konsequenz: Um sich effektiv vor IT-Sicherheitsvorfällen zu schützen, reicht es nicht, technischen Vorkehrungen zu treffen. Auch die Mitarbeiter und Führungskräfte im Unternehmen müssen sensibilisiert und intensiv geschult werden. Das tut bisher laut bitkom aber nur jedes vierte Unternehmen. Jede Firma sollte in eine individuelle, aber maßgeschneiderte Sicherheitskultur investieren.
Großer Nachholbedarf bei gestiegener Bedrohungslage
Die oben genannten Beispiele sind keine Einzelfälle. Der Sicherheitsindex 2018 von Deutschland sicher im Netz veranschaulicht die wachsende Verunsicherung im Netz. Anwender fühlen sich zunehmend unsicher. Der Index verschlechterte sich im Vergleich zu 2017 sogar leicht. Ähnliche Entwicklungen zeigt eine Studie des Digitalverbands bitkom für Unternehmen. Hier gaben zwei Drittel der befragten Unternehmen an, im ersten Halbjahr 2017 Opfer von mindestens einem Cyberangriff gewesen zu sein. Weitere 14 Prozent vermuten Cyberattacken auf ihre Infrastruktur. In beiden Studien – DsiN und bitkom – stehen Phishing und Schadprogramme an erster Stelle. Von Social Engineering Angriffen war nach der bitkom-Studie bereits jedes fünfte Unternehmen betroffen.
Das alles sollte insbesondere KMU dazu motivieren, mehr in IT-Sicherheit zu investieren. Schließlich können bis zu 90 Prozent aller IT-Sicherheitsvorfälle durch einfache Maßnahmen verhindert werden.
Auch in der Unternehmensorganisation liegen Schwächen. So existieren nur in weniger als zwei Dritteln der KMU geregelte Verantwortlichkeiten für Datenschutz und Datensicherheit. Ferner verfügt nur ein Drittel der KMU über ein von der Geschäftsleitung getragenes Sicherheitskonzept. Solche grundlegenden Vorkehrungen sind aber eine Voraussetzung, um einen IT-Grundschutz zu erreichen. Diese Basisabsicherung empfiehlt das Bundesamt für IT-Sicherheit gerade auch kleineren Unternehmen. Einen über die Basisabsicherung hinausgehenden detaillierten Notfallplan hat gar nur jedes dritte Unternehmen. Eklatanter Nachholbedarf besteht wie oben beschrieben beim Punkt „Mitarbeitersensibilisierung für IT-Sicherheit“.
IT-Sicherheit von Anfang an mitdenken
Um vom Flickenteppich der IT-Sicherheitslösung hin zu einer wirksamen Gesamtlösung zu kommen, sollte IT-Sicherheit von Anfang in den Unternehmen mitbedacht werden. Die unternehmerischen Prozesse müssen von Beginn an auf eine sichere Basis gestellt werden. Dies ermöglicht, den mit der Digitalisierung einhergehenden Ängsten und Bedenken frühzeitig und effektiv zu begegnen. Das schafft Vertrauen auf Seiten der Kunden und der Gesellschaft in einer zunehmend digitalen Wirtschaft.
Am Anfang steht – und davon sollten sich auch kleine Betriebe nicht abschrecken lassen – ein einheitliches IT-Sicherheitskonzept. Das gilt auch mit Blick auf die technischen und organisatorischen Anforderungen, die durch die europäische Datenschutz-Grundverordnung seit Mai 2018 erfüllt werden müssen. Die Sicherheit der erhobenen, verarbeiteten und gespeicherten Daten muss gewährleistet sein.
Um auch kleinen und mittleren Unternehmen eine Möglichkeit zu geben, einen ersten Überblick über den aktuellen Stand der Unternehmensprozesse hinsichtlich IT-Sicherheit und Datenschutz zu erhalten, hat Deutschland sicher im Netz den DsiN-Sicherheitscheck entwickelt.
Ist der Anfang mit diesem Check erst einmal gemacht, kann jeder Betrieb sein individuelles IT-Sicherheitskonzept entwickeln. Insbesondere für kleine Unternehmen mit begrenzten zeitlichen und personellen Ressourcen gibt es mittlerweile eine Reihe von Vorlagen und Mustern, auf deren Basis sich ein kosteneffizientes Konzept erstellen lässt. In ein solches Konzept gehören neben präventiven Maßnahmen zur Vorbeugung von Sicherheitsvorfällen auch Notfallpläne für den Krisenfall. Der Präventivschutz umfasst einerseits technische Mittel wie Firewalls, Antivirenschutz, Verschlüsselung der Daten und der Kommunikation, Datensicherungen. Andererseits organisatorische Maßnahmen wie die Klärung von Verantwortlichkeiten für die Themen Datenschutz und IT-Sicherheit. Auch regelmäßige Mitarbeiterschulungen und Awareness-Maßnahmen müssen definiert und geplant werden. Zusammengefasst: Ein konsistentes IT-Sicherheitskonzept beschreibt die individuellen Risikofelder für den eigenen Betrieb, identifiziert besonders zu schützende Schwachstellen und nennt die konkreten Maßnahmen, die auf die eigene Unternehmensrealität passen.
IT-Sicherheit vorleben
An allererster Stelle muss gelten: IT-Sicherheit ist kein Beiwerk, sondern Voraussetzung und die Basis für eine erfolgreiche Digitalisierung. Deshalb ist es von großer Bedeutung, IT-Sicherheit als unternehmenskritischen Faktor fest in den Chefetagen zu verankern.
Dreh- und Angelpunkt innerhalb eines jeden IT-Sicherheitskonzepts muss deshalb der Mensch selbst sein. Das beinhaltet eine gute und eine weniger gute Nachricht. Die Gute ist: Jeder Tag kann der erste Tag sein, IT-Sicherheit im Unternehmen zu leben. Der Mensch ist schnell lernfähig und hat sein Verhalten selbst in der Hand. Hier ist aber gleichzeitig der Haken: Awareness in Form von Sicherheitswissen ist relativ schnell erreicht. Dieses Wissen muss dann aber auch eingesetzt werden. Eine wirkliche Verhaltensänderung braucht mehr Zeit und digitales Aufklärungsengagement. Sicherheitskultur im Unternehmen entwickelt sich nicht von heute auf morgen.
Hier braucht es ein Engagement auf zwei Ebenen: Zum einen muss der Chef selbst als gutes Vorbild vorangehen. Erst so kann der nötige unternehmensinterne Veränderungsprozess entstehen, um den Schutz gegen außen zu verstärken. Zum zweiten muss die Belegschaft beginnen, IT-Sicherheit und Datenschutz im eigenen Arbeitsalltag aktiv mitzudenken und sich entsprechend zu verhalten. Das geht aber nur, wenn Mitarbeiter auch sensibilisiert und geschult sind. Hier muss (mehr) investiert werden.
Mitarbeiter schulen und sensibilisieren – conditio sine qua non
Viele IT-Sicherheitsvorfälle mit weitreichenden Konsequenzen beginnen ganz klein: Schnell ist aus Unwissenheit oder Nachlässigkeit ein E‑Mail-Anhang geöffnet. Zum Beispiel bei getürkten Bewerbungen an Personalabteilungen, die statt den Bewerbungsunterlagen Anhänge mit Schadsoftware enthalten. Ein anderer Fall: Wer hat nicht schon einmal Zugangsdaten plus Passwort an einem Bildschirm oder sogar offen im Büro an der Pinnwand hängen sehen?
Diese Beispiele lassen sich beliebig erweitern. Sie zeigen, dass IT-Sicherheit nur erreicht wird, wenn alle Mitarbeiter regelmäßig sensibilisiert und geschult werden.
Um Entscheider bei der Umsetzung dieser Maßnahmen zu unterstützen, setzt DsiN bei diesem Thema mit ganz konkreten Projekten wie dem Bildungsangebot Bottom-Up: Berufsschüler für IT-Sicherheit an.
Bottom-Up richtet sich an Auszubildende in Berufsschulen als zukünftige Mitarbeiter im Betrieb. Die Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen werden mit kostenfreien Lehrangeboten befähigt, Auszubildende praxisnah zu IT-Sicherheitsfragen zu schulen und sie so auf den stetig digitaler werdenden Arbeitsalltag vorzubereiten. Die Auszubildenden werden gleichzeitig dafür sensibilisiert, das neue Wissen auch in ihre Betriebe zu tragen.
Eine Erfahrung, die DsiN immer wieder macht: Mitarbeiter nehmen derlei Angebote für mehr IT-Sicherheit dankend an. Denn häufig fühlen sie sich mit den Anforderungen der Digitalisierung überfordert, möchten diese jedoch durchaus sicher und selbstbestimmt meistern.
Digitale Aufklärungsarbeit erhöht den IT-Schutz – in jedem Unternehmen
Die beste Motivation für Mitarbeiter ist die gelebte Sicherheitskultur im Unternehmen, die auch von den Chefebenen mitgetragen wird. Um Entscheider in KMU bei diesen Schritten zu unterstützen, bietet DsiN gemeinsam mit der DIHK die Workshop-Reihe IT-Sicherheit@Mittelstand an. Die Schulungen richten sich konkret an Geschäftsführer und leitende Angestellte im Unternehmen. Erfahrene Referenten vermitteln praxisnahe Tipps für mehr Sicherheit in kleinen und mittleren Betrieben und motivieren so zur praktischen Umsetzung von IT-Sicherheit.
Grundsätzliche Informationen und Hilfestellungen zu relevanten IT-Sicherheitsvorfällen bietet zudem das kostenfreie DsiN-Sicherheitsbarometer (SiBa-App). Nach einem einfachen Ampelsystem meldet die App aktuelle Sicherheitsvorfälle, die für Verbraucher und Unternehmen eine praktische Relevanz haben, und gibt so schnelle Orientierung.
Zentrale Herausforderung in Sachen IT-Sicherheit ist und bleibt aber: Auch kleine Betriebe müssen von der Erkenntnis zum Handeln kommen! DsiN hat es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen bei diesem Schritt mit seinen Aufklärungs- und Informationsangeboten zu unterstützen. Wichtig ist, dass gerade auch kleinste Unternehmen diese Hilfsangebote nutzen, denn erst durch gelebte IT-Sicherheit wird ein souveräner und auch offener und zukunftsgetriebener Umgang mit den digitalen Veränderungen möglich.
FAZIT
Fangen Sie mit IT-Sicherheit an – am besten noch heute. Nutzen Sie als Einstieg die Orientierungshilfen wie den DsiN-Sicherheitscheck. Machen Sie IT-Sicherheit zur Chefsache. Schulen und sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter. Denken Sie Sicherheit von Anfang an mit. Nicht erst wenn der Sicherheitsvorfall eintritt. Tauschen Sie sich mit anderen Unternehmen über Ihre Erfahrungen und Herausforderungen aus, beispielsweise in Workshops, die lokale IHKs mit uns gemeinsam anbieten. IT-Sicherheit beginnt mit der Erkenntnis: Ein Cyberangriff kann jeden treffen. Auch vermeintlich für Angreifer uninteressante kleine Betriebe. Und dann kann es teuer werden. Machen Sie Ihr Unternehmen fit für die Digitalisierung und sichern so Ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Dieser Beitrag ist in der DATEV-Publikation erschienen.
Dr. Thomas Kremer, Deutsche Telekom AG

Dr. Thomas Kremer ist seit Juni 2012 Vorstand für Datenschutz, Recht und Compliance bei der Deutschen Telekom AG. Zuvor arbeitete er für die ThyssenKrupp AG. Nach seinem Eintritt in die Rechtsabteilung von Krupp im Jahr 1994 übernahm er 2003 als Chefjustitiar die Leitung der Holding-Rechtsabteilung. Im Jahr 2009 übernahm er die Leitung des neue gegründeten Corporate Centers Legal & Compliance. 2013 wurde er in die Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex berufen. Seit November 2015 ist Thomas Kremer Vorsitzender des Vereins Deutschland sicher im Netz.

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