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Digitalisierung braucht Vertrauen
Revolution macht Angst. Das gilt auch für die vierte industrielle Revolution, die vielleicht die größten Veränderungen mit sich bringt, die die Menschheit bisher erlebt hat: Die Digitalisierung und Vernetzung sämtlicher Bereiche, sowohl in der Geschäftswelt als auch im privaten Umfeld. Schon 1965 stellte Gordon Moore, einer der Mitbegründer von Intel fest, dass die Chi-Performance sich jedes Jahr verdoppelt. Seine Vorhersage erwies sich als richtig. Eine ähnliche Entwicklung sehen wir beim Datenwachstum, das exponentiell ansteigt. Der Netzwerkausrüster Cisco rechnet im Jahr 2020 weltweit mit rund 50 Milliarden vernetzten Geräten: vom Kühlschrank über das Auto bis zur Produktionsmaschine. Zudem entstehen neue Geschäftsmodelle, die etablierte Branchen durcheinanderwirbeln – und davon ist auch der Mittelstand betroffen: Über das Internet können Unternehmen Übernachtungen anbieten, ohne eigene Zimmer zu haben. Und Taxidienste gibt es ohne eigenen Fuhrpark. Und das ist sicher erst der Anfang.
Diese Entwicklung – und ihr atemberaubendes Tempo – bereiten vielen Menschen Sorgen. Internetgiganten wie Google und Facebook verfügen über einen riesigen Datenschatz, den sie etwa für gezielte Werbung einsetzen. Wer weiß was über mich? Treffe ich überhaupt noch eigene Entscheidungen oder werde ich fremdgesteuert? Was passiert, wenn lebenswichtige Systeme gehackt werden? Deutschland hat traditionell hohe Standards bei Datenschutz und Datensicherheit. Die Frage ist, wie diese Standards in ein neues digitales Zeitalter überführt werden können. Denn Digitalisierung gelingt nur mit den Menschen – und dafür braucht es ihr Vertrauen.
Ohne Transparenz kann es kein Vertrauen geben
Es ist die Aufgabe von Unternehmen und des Staates, die Basis für dieses Vertrauen zu schaffen. Dafür braucht es Sicherheitslösungen, Transparenz und hohe Datenschutzstandards. Zum IT-Gipfel haben Unternehmen und staatliche Institutionen eine Charta zur Stärkung der vertrauenswürdigen Kommunikation verabschiedet. Mit diesem Schritt verpflichten sie sich unter anderem zu einer sicheren und einfachen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für sichere Informationstechnologie entwickelt die Telekom jetzt eine Lösung, mit der E‑Mails vom Sender bis zum Empfänger verschlüsselt werden. Damit kann die elektronische Kommunikation von Privatpersonen und Unternehmen kostenlos und einfach geschützt werden. Den Quellcode der Software können externe Experten prüfen — durch die Transparenz kann sich jeder selbst davon überzeugen, dass die Verschlüsselungslösung keine Hintertüren hat.
Ohne Transparenz kann es kein Vertrauen geben. Unternehmen und staatliche Institutionen werden sich also daran gewöhnen müssen, viel offener zu kommunizieren. Gerade auch, wenn es um Cyberangriffe und Sicherheitslücken geht. Der Anpassungsprozess wird schmerzhaft. Wer spricht schon gerne darüber, dass er gehackt wurde? Aber nur so lässt sich übergreifend ein höheres Sicherheitsniveau erreichen. Aus den Erfahrungen Einzelner kann die Allgemeinheit lernen. Über die aktuelle Gefahrenlage im Internet informiert die Initiative „Deutschland sicher im Netz“ mit ihrem Sicherheitsbarometer. Neu ist, dass es dieses Tool jetzt auch als App gibt und konkrete Hilfsangebote bereitstellt. Auch das ist ein Schritt zu mehr Transparenz und Aufklärung über digitale Sicherheitsrisiken.
Wir haben in Europa zudem die Chance, hohe Datenschutzstandards und neue digitale Geschäftsmodelle zusammenzubringen. Derzeit werden die rechtlichen Grundlagen dafür in Brüssel definiert. Mit konkreten Regelungen zu Anonymisierung, Pseudonymisierung und Einwilligung der Nutzer können wir einen europäischen Weg für Geschäftsmodelle entwickeln, die auf Datenanalyse basieren. Die Alternative wäre, dass wir unsere Daten als Rohstoff nach Übersee geben und veredelte Produkte zurückkaufen – Europa als digitale Kolonie. Um das zu verhindern, brauchen wir einheitlich hohe Datenschutzstandards, die für alle Unternehmen gelten, wenn sie ihre Dienste hier anbieten wollen. Nur so können die Menschen einer Digitalisierung vertrauen, die ihre Souveränität respektiert.
Dr. Thomas Kremer, Deutsche Telekom AG

Dr. Thomas Kremer ist seit Juni 2012 Vorstand für Datenschutz, Recht und Compliance bei der Deutschen Telekom AG. Zuvor arbeitete er für die ThyssenKrupp AG. Nach seinem Eintritt in die Rechtsabteilung von Krupp im Jahr 1994 übernahm er 2003 als Chefjustitiar die Leitung der Holding-Rechtsabteilung. Im Jahr 2009 übernahm er die Leitung des neue gegründeten Corporate Centers Legal & Compliance. 2013 wurde er in die Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex berufen. Seit November 2015 ist Thomas Kremer Vorsitzender des Vereins Deutschland sicher im Netz.

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