Themen
Tipp des Monats
Machen Sie in nur zehn Minuten den IT-Sicherheitscheck von Deutschland sicher im Netz. Der Test liefert Handlungsempfehlungen, mit denen Sie die eigene IT-Sicherheitslage verbessern können.
Newsletter
Um neue Beiträge regelmäßig zu erhalten, können Sie hier unseren Newsletter abonnieren:
Digitales Sicherheitsgefälle: Risikofaktor für Wirtschaft und Gesellschaft
DsiN-Blog: Der aktuelle Sicherheitsindex hat ein Gefälle zwischen Anspruch und Realität festgestellt. Wie steht es wirklich um die digitale Sicherheit?
Hartmut Thomsen: Der DsiN-Sicherheitsindex 2015 zeigt deutlich, dass „digitale Sicherheit“ bei der Mehrheit der Menschen in Deutschland nicht ankommt. Sie führen zwar ein digitales Leben, über die Anforderungen des digitalen Alltags denken sie jedoch kaum nach – und beachten dementsprechend auch das Thema Sicherheit viel zu wenig. Die Zahlen sind deutlich: Mit etwa 60 Prozent bedürfen fast zwei Drittel aller Onliner einer aktiveren Unterstützung in diesem Bereich. Ein Viertel ist sogar stark unterstützungsbedürftig.
DsiN-Blog: Aber die Zahlen zeigen doch eine leichte Verbesserung der Situation gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr. Stimmt wenigstens die Richtung?
Hartmut Thomsen: Die Verbesserung des Index ist vorrangig auf eine geringere Zahl sicherheitsrelevanter Vorfälle zurückzuführen. Der niedrige Wissensstand zu Schutzmaßnahmen stagniert jedoch seit geraumer Zeit, und die vorhandenen Sicherheitskenntnisse werden viel zu wenig angewendet.
DsiN-Blog: Warum ist es fahrlässig, dieses Sicherheitsgefälle zu ignorieren?
Hartmut Thomsen: Das Sicherheitsgefälle zu ignorieren, wäre in mehrerer Hinsicht leichtsinnig. Immerhin wurde allein im letzten Jahr jeder dritte Bürger Opfer eines Sicherheitsvorfalls, davon jeder sechste in kritischen Bereichen wie Online-Banking.
Zum anderen aber wirken sich das Sicherheitsgefälle und die daraus resultierenden Vorfälle negativ auf die allgemeine gesellschaftliche Akzeptanz im Umgang mit digitalen Diensten aus. Denn wenn die Anwender – privat und gewerblich – weder den Diensten noch der digitalen Sphäre insgesamt vertrauen, gefährdet das die Entwicklung der digitalen Zukunft in Deutschland.
DsiN-Blog: Was könnte das konkret bedeuten?
Hartmut Thomsen: Industrie 4.0 und Innovationen wie vernetzte Gesundheitsdienste sind ohne Digitalisierung undenkbar. Gerade in solchen Bereichen ist Sicherheit elementar, die Schäden wären enorm. Die Folge: Kaum jemand würde solche Dienste noch in Anspruch nehmen.
DsiN-Blog: Wo sehen Sie in der Sicherheitsfrage die Wirtschaft?
Hartmut Thomsen: Die Wirtschaft trägt die Verantwortung, digitale Technologien sicher und einfach gleichermaßen zu machen. Beide Themen werden derzeit auch diskutiert – nach meinem Eindruck mit durchaus positiven Resultaten. Dabei geht es vielfach um Regulierung und Technologien. Darüber sollten wir jedoch einen wesentlichen Faktor nicht vergessen: den Menschen – auch und vor allem als Unternehmer und damit als wesentlicher Akteur für die IT-Sicherheit. Tatsache ist: Vier von fünf Cyberangriffen ließen sich abwehren, wenn Anwender einfache Vorkehrungen treffen würden. Zumal die existierenden Sicherheitstechnologien, die oft von kleinen Unternehmen in Deutschland entwickelt worden sind, bereits jetzt einen wirksamen Schutz gegen Cyberkriminelle bieten. Entscheidend ist, sie auch adäquat einzusetzen.
DsiN-Blog: Was kann der Verein Deutschland sicher im Netz kleinen und mittelständischen Unternehmen heute anbieten?
Hartmut Thomsen: Als Initiative aus der Wirtschaft sind auch wir dazu aufgerufen, am Prozess der Bewusstseinsbildung mitzuwirken und gesellschaftliche Initiativen zu unterstützen. Einige Beispiele für unsere Aktivitäten: Der kostenfreie DsiN-Sicherheitscheck bietet einen leicht verständlichen Überblick über den Stand der IT-Sicherheit in Unternehmen. Zudem informiert er über bestehenden Handlungsbedarf zu datenschutz- und datensicherheitsrechtlichen Aspekten. Ein besonderer Fokus liegt auf der digitalen Kommunikation mit Geschäftspartnern, der Verfügbarkeit von IT-Systemen und auf mobilen Arbeitsmodellen. Der Check umfasst auch aktuelle Themen zu Cloud Computing und Social Media. Im Sicherheitsmonitor 2015, den wir im Oktober auf der it-sa vorstellen werden, geht es einmal mehr um die Frage, ob die digitale Vernetzung in kleinen und mittleren Unternehmen gestiegen ist – und darum, wie es mit dem Schutz vor IT-Risiken aussieht.
DsiN-Blog: Mit diesen Angeboten können sich Unternehmer informieren. Gibt es auch konkrete Unterstützung?
Hartmut Thomsen: DsiN unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen dabei, die IT-Sicherheitsvorteile von Cloud Computing besser zu nutzen und Schwachstellen zu vermeiden. Mit dem DsiN-Cloud-Scout erfahren Unternehmer in zehn bis fünfzehn Minuten, worauf es für sicheres Cloud Computing ankommt. Die Fragen im Cloud-Scout führen schrittweise an das Thema Cloud und Sicherheit heran und berücksichtigen die individuelle Unternehmenssituation. Der Ergebnisbericht enthält maßgeschneiderte Informationen, die zur IT- und Datensicherheit beitragen und bei der Wahl von passenden Cloud-Diensten und Cloud-Anbietern unterstützen.
DsiN-Blog: Sprechen Sie neben Unternehmern auch andere Adressaten an?
Hartmut Thomsen: In Zukunft möchten wir auch Berufsschülern und Auszubildenden IT-Sicherheitswissen durch entsprechende Unterrichtsmodule vermitteln. Wenig sensibilisierte Mitarbeiter sind eine große Schwachstelle für die IT im Betrieb.
DsiN-Blog: Wie könnte man Ihr Anliegen am besten zusammenfassen?
Hartmut Thomsen: Wir möchten eine Digitale Aufklärung 2.0 initiieren – eine Aufklärung, die den Anwender in den Mittelpunkt der Debatte stellt. Es sind die Bürger, an die sich die digitalen Angebote von Unternehmen und Verwaltung richten. Und genau diese Bürger sollten in dieser Hinsicht so kompetent und damit so souverän wie möglich sein. Dazu braucht es eine Vielzahl professioneller Aufklärungsangebote für unterschiedliche Zielgruppen, eine Vernetzung von Initiativen sowie die Einbindung von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Die Botschaft lautet: „Digitale Sicherheit geht uns alle an!“ Dieser Botschaft wollen wir mehr und mehr Gehör verschaffen.
Bild: DsiN
Hartmut Thomsen, SAP Deutschland SE & Co. KG

Hartmut Thomsen, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von DsiN, ist seit 1. Juni 2012 Geschäftsführer der SAP Deutschland SE & Co. KG. Er kam am 1. April 2011 zur SAP und leitete zunächst als Mitglied des Management Teams den Vertriebsbereich Financial Services & Public. Zuvor war Hartmut Thomsen bei der IBM Deutschland, wo er zuletzt innerhalb der IBM Software Group Deutschland als Mitglied des deutschen Software Group Leadership Teams den Geschäftsbereich Public & Privat Key Accounts verantwortete. Seine Stationen vor IBM waren Oracle Deutschland und Siemens Computer Systems / Siemens Nixdorf Computer Systems, wo er verschiedene Leitungspositionen im Vertrieb innehatte.

Neueste Kommentare