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Big Data – Chance und Risiko
Big Data führt zu einer neuen Qualität der Datenverarbeitung. Damit entstehen neue Möglichkeiten für Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch neue Herausforderungen im Datenschutz.
Neue Technologien führen immer wieder zu Spannungen zwischen dem technisch Möglichen und dem ethisch Vertretbaren. Die Gesellschaft muss sich erst über die Konsequenzen der Technologie im Klaren werden und dann Regeln für den Umgang mit ihr finden. Ein Beispiel dafür ist die Situation des Urheberrechts im Internet. Als um das Jahr 2000 herum Dienste wie Napster Musik in Form von MP3-Dateien plötzlich kostenfrei verfügbar machten, begann eine noch heute andauernde Diskussion um eine gerechte Wahrung verschiedener Interessen. Das erlaubte Erstellen einer Privatkopie wurde durch den Stand der Technik stark vereinfacht und ermöglichte de facto ein grenzenloses Verteilen, sodass Musikverlage ihr Geschäftsmodell gefährdet sahen.
Auch Big Data führt zu neuen Herausforderungen im Umgang mit Daten. Konzepte, die ursprünglich als ausreichend zum Schutz der Privatsphäre betrachtet wurden, weichen auf, weil immer mehr Daten miteinander verknüpft werden können. Noch ist nicht abzusehen, welche Zusammenhänge zwischen verschiedenen Informationen noch hergestellt werden können. Klar ist aber heute schon, dass auf die Gesellschaft die Frage zukommt, wer unter welchen Bedingungen welche Daten wozu nutzen darf. Die gleichen Algorithmen, mit denen man bei Predictive Policing besser vorhersehen kann, wo in naher Zukunft Straftaten begangen werden, kann man auch dazu nutzen, sämtliche Telekommunikations- und Verbindungsdaten zu überwachen und zu analysieren. Der Mensch wird zum Gegenstand von Analysen, die ihn zwangsweise auf Zahlenwerte reduzieren.
Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Big Data stehen die meisten Bürger der Technologie eher zwiegespalten gegenüber. Das spiegeln die Ergebnisse einer Online-Umfrage des Frauhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie wider: Zwei Drittel kritisieren Big Data als eine “Gefahr für die Privatsphäre”, gleichzeitig sehen mehr als die Hälfte der Befragten aber auch wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen.
Es gilt also, die Interessen einer gewinnorientierten industriellen Datenverarbeitung mit dem Schutz der Privatsphäre zu vereinen. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Entscheidungen nachvollziehbar sind. Es muss Transparenz über die Bewertungskriterien und die Datengrundlage geschaffen werden. Und ein betroffener Bürger muss Auskunft erhalten und Korrekturen vornehmen können.
Hier besteht heute aber noch großer Nachholbedarf. Während die Big Data-Verfahren selbst sich schnell weiterentwickeln und in immer neue Geschäftsfelder Einzug halten, geht die Umsetzung des Datenschutzes im Big Data-Kontext nur langsam voran. Ist beispielsweise ein falsches Datum über einen Bürger identifiziert, bleibt noch immer die Frage, ob dieses Datum auch über ein komplexes und verteiltes System hinweg korrigiert oder gelöscht werden kann.
Es ist abzusehen, dass es hier in Zukunft wieder zu einer Reihe von Rechtsstreitigkeiten und Studien kommen wird, die zwischen den Interessen der Betreiber und der Betroffenen abwägen müssen. Nach und nach wird sich ein Konsens entwickeln, welcher Aufwand für den Datenschutz als vertretbar angesehen wird und somit als Stand der Technik von Unternehmen umzusetzen ist. Sich frühzeitig mit diesem Thema zu beschäftigen kann daher nur von Vorteil sein: Die Erfahrung zeigt, dass Sicherheit je schwerer zu implementieren ist, desto später sie in ein bestehendes System eingefügt werden soll.
Die Online-Umfrage des Fraunhofer SIT ist Teil des Forschungsprojekts “Big Data und Privatsphärenschutz vom Bürgerdialog bis zur risikobehafteten explorativen Grundlagenforschung”, das vom Kompetenzzentrum EC SPRIDE (European Center for Security and Privacy by Design) gefördert wird. EC SPRIDE ist eine Kooperation von TU Darmstadt und Fraunhofer SIT. Die Forschung von EC SPRIDE will helfen, Sicherheit und Privatsphärenschutz schon bei der Entwicklung von Software und IT-Systemen sicherzustellen. Die Ergebnisse werden demnächst veröffentlicht.
“Big Data und Mittelstand” — zu diesem Thema bloggten bereits Hartmut Thomsen, SAP, Joachim Vogel, Datev und Angelika Pelz, DsiN.
Foto: © Julien Eichinger / Fotolia.com
Anna Spiegel ist Online-Redakteurin beim Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie. Seit 2011 ist sie bei Fraunhofer zuständig für den Online-Auftritt und die Betreuung der Social Media-Kanäle. Davor war sie tätig als Redakteurin bei einer Fachzeitschrift für Geoinformationssysteme in Köln. Zuvor absolvierte sie ein Volontariat bei der Rhein-Zeitung in Koblenz.

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