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Ich bin messbar, also bin ich
Als meine Mutter freihändig meine fünfjährige Körpergröße auf dem Wohnzimmer-Türrahmen markierte und ich ihre Freude dabei beobachtete, war klar: In diesem Leben dreht sich vieles um Daten und Datenerfassung.
Natürlich war mir das damals noch nicht bewusst, aber als Quantified Self nun 45 Jahre nach dem Türrahmen wieder aufschlug, erinnerte ich mich an diesen Moment. Über die Jahre ergab sich ein arg gezeichneter Türrahmen, weil natürlich auch meine Schwester erfasst wurde. Wenn Oma den Rahmen betrachtete war sie ganz gerührt, wie schnell die Kinder wuchsen.
Die Digitalisierung hat die (Körper-) Datenerfassung deutlich optimiert. Auch, um mit diesem Datentreibstoff neue Geschäftsmodelle zu entwickeln oder wackelige zu stabilisieren. Da ist es hilfreich, wenn auch verwunderlich, dass die Menschen bemerkenswert freiwillig und selbstverliebt wertvollste Datensätze generieren und teilen. Unabhängig davon, ob das Verhalten dokumentiert wird (zum Beispiel Autofahren) oder die Fitness-Daten bei oder nach dem Sport. Es kommen Daten in die Welt, für die sich schnell neue Bezugs- und Rabattsystem entwickeln werden: Endlich günstigere Versicherungen für Tempodisziplinierte und Blutdruckoptimierte. Ist doch nur gerecht, wenn jeder SEIN Risiko trägt und nicht irgendein abstraktes Gemeinschaftsrisiko!
Nun, die Schwarmintelligenz kann nicht überall sein und ihre hässliche Schwester, die Schwarmblödheit, wird allgemein unterschätzt: Liebe Körperdatenfresser, die ihr gelangweilt vom Leben auch noch euer Fingernägelwachstum erfassen und mit Menschen in aller Welt „teilen“ wollt, — denkt BITTE daran, was diese akkumulierten Daten früher oder später bedeuten werden. Die gesund-definierten werden sich freuen, aber die krank-definierten werden die Versicherung kaum noch bezahlen können. Mein erfahrungsgestützter Eindruck ist, dass die Menschen in ihrer Eitelkeit und Bequemlichkeit die eigentlichen Gefahren der Digitalisierung sind. Zur Strafe nennen mich einige meiner Kollegen „Technologie-Pessimist“. Glücklicherweise gibt es „Fakten“ für die „Kritiker“, um „die sorgsam gehegten Vorurteile bestätigt zu wissen“. Toll!! Und nur ein winziges (Datenschutz-) Risiko, dem man aber mit etwas Vertrauen in die „Gesundheitsdienste“ erfolgreich entgegen wirken kann:
„Hinzu kommt, dass der Austausch von Daten zwischen Gesundheitsdiensten und Pharmaunternehmen die Sorge um den Datenschutz aufkommen lässt. Unternehmen der Gesundheitsbranche müssen gewährleisten können, dass die gesammelten Daten der Klienten ohne deren direkte Zustimmung keinem Dritten zur Verfügung gestellt werden.“
Liebe DsiN-Blog Leser, bitte überlegt euch gut, welche Daten Ihr von euch erfasst, wo ihr sie speichert und wem sie zugänglich sind. Eitelkeit und Bequemlichkeit (nicht selten geschickt getarnt hinter dem Begriff „Selbstverantwortung“) waren schon in der analogen Welt keine guten Ratgeber. Ihr gestaltet mit Euren Daten die Geschäftsmodelle von morgen und könntet auch zu deren Opfer werden.
Bild: © Julien Eichinger / Fotolia.com

Dipl. Kaufmann (FH)
Seit 2002 bei DATEV, zunächst als Projektleitung elektronischer Rechtsverkehr tätig. Seit November 2009 ist Torsten Wunderlich Leiter des DATEV-Informationsbüro Berlin und dort in Gremien, Verbänden und politischen Ausschüssen am Ohr der Zeit zu eGovernment-Themen und deren IT-Sicherheitsmerkmalen. Oft übernimmt er die Rolle des “Übersetzers” zwischen Technikern, Juristen, Politikern und Betriebswirten, die oft keine gemeinsame Sprache in der Sache haben.

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