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Quo Vadis eGovernment?
Wer sich (wie ich) seit einem Jahrzehnt mit eGovernment-Themen beschäftigt, braucht vor allem eines: Misserfolgstoleranz! Was wurde nicht schon alles vollmundig angekündigt und scheiterte dann im Stillen oder mit einem lauten Knall.
Zuletzt war es ELENA, die nicht nur ihre Effizienzversprechen nicht halten konnte, sondern für die zunächst ein Gesetz geschaffen wurde, um das Projekt zu ermöglichen und dann jetzt noch einmal, um es wieder abschaffen zu können. Wenn sich die Regierungskoalition jetzt rühmt, mit ELENA ein Bürokratiemonster abgeschafft zu haben, stellt sich die Frage, warum noch vor wenigen Monaten mit ELENA als Bürokratieabbau-Instrument argumentiert wurde. Weil ELENA – zunächst unter dem Namen „JobCard“ – schon gut 10 Jahre auf dem Buckel hat, waren alle Regierungsparteien dieser Zeitspanne beteiligt und verantwortlich (CDU, SPD, GRÜNE). Aber es geht natürlich nicht um Parteipolitik, sondern bei diesem Beispiel vor allem um die Projektlaufzeit: Ein eGovernment-IT-Projekt, das 10 Jahre braucht, bevor es den Echtbetrieb aufnehmen kann, hat seine technische Grundlage i.d.R. bereits verspielt. Die Entwicklung technisch-organisatorischer Prozessoptionen ist nicht selten schneller als die eGov-Projektlaufzeiten. Meine These: Was länger als 5 Jahre dauert, muss im Echtbetrieb schon wieder an neue technische Rahmenbedingungen angepasst werden.
Arbeitnehmer- und Unternehmensdaten
Aber was hilft’s? – das eGovernment ist auch nur ein Teilaspekt der allgemein voranschreitenden Digitalisierungsprozesse. Diese Prozesse hält niemand mehr auf, nicht einmal ELENA. Warum das auch ein wichtiges Thema für Unternehmer ist? Wenn Prozesse neu geplant werden (weil sie digitalisiert werden), verändern sich sehr oft auch zentrale Wertschöpfungsketten: Wer dann nicht mehr nahe an den (Daten-)Bahnhöfen liegt und frühzeitig die richtigen Weichen stellt, landet mitunter sogar auf dem digitalen Abstellgleis. Es geht im Kern um Arbeitnehmer- und Unternehmensdaten, die in unterschiedlichen Datenbanken gesammelt bzw. abrufbereit zur Verfügung gestellt werden, sowie relevante Zugriffsmodelle und um deren Sicherheitsmerkmale: Verschlüsselung, eSignatur und eAuthentifikation, wie sie z.B. der neue Personalausweis bietet. Von ebenfalls großer Bedeutung ist das Thema eKommunikation beim eGovernment: Alles DE-Mail oder was?
Unscharfer Begriff
eGovernment ist kein scharf abgegrenzter Begriff und viele Teilprojekte beziehen sich aufeinander; es gibt föderale Problematiken, Projektkonkurrenz, Abstimmungsdefizite, den Ressort-Zuständigkeitsdschungel, politische, technische und juristische Implikationen und natürlich den Umstand, dass Juristen, Techniker, Politiker und Kaufleute nicht dieselbe Sprache sprechen und so nicht selten aneinander vorbei reden. Insofern habe ich übrigens meinen Job auch immer als Übersetzer von Sprachen und Interessen empfunden. Auch wenn also Misserfolgstoleranz wichtig ist, so bin ich doch insgesamt zuversichtlich und ausdauernd, auch, damit die Millionen Mandanten (Unternehmen) der Steuerberater nahe dem Hauptbahnhof platziert werden und nicht auf einem Nebengleis.

Dipl. Kaufmann (FH)
Seit 2002 bei DATEV, zunächst als Projektleitung elektronischer Rechtsverkehr tätig. Seit November 2009 ist Torsten Wunderlich Leiter des DATEV-Informationsbüro Berlin und dort in Gremien, Verbänden und politischen Ausschüssen am Ohr der Zeit zu eGovernment-Themen und deren IT-Sicherheitsmerkmalen. Oft übernimmt er die Rolle des “Übersetzers” zwischen Technikern, Juristen, Politikern und Betriebswirten, die oft keine gemeinsame Sprache in der Sache haben.

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